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Geplante Kürzung der Bundesmittel für Freiwilligendienste ab dem Haushaltsjahr 2024

31. August 2023

– STELLUNGNAHME –

 

Geplante Kürzung der Bundesmittel für Freiwilligendienste ab dem Haushaltsjahr 2024

Seit 30 Jahren setzen wir uns als Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Thüringen für das aktive Erleben und Mitgestalten von Kultur, Kunst, Gesellschaft und Politik durch junge Menschen ein. Zu unseren wichtigsten und ältesten Projekten gehört die Koordination der Freiwilligendienste im Bereich Kultur, Bildung und Politik. Was wir 2001 als Modellregion starteten, setzt sich bis in die Gegenwart fort: Heute zählen zu unserem Netzwerk in ganz Thüringen über 130 kulturelle und politische Einrichtungen. Aktuell koordinieren wir jährlich 160 Freiwillige an diesen Einrichtungen.

Die angekündigte Kürzung der Fördermittel in Höhe von 78 Millionen Euro im Jahr 2024 für die Freiwilligendienste haben wir als LKJ Thüringen mit Schrecken zur Kenntnis genommen. Das wäre eine Kürzung in Höhe von fast 25% der bisherigen Mittel. Für 2025 wurde eine weitere Kürzung von 35 Millionen in Aussicht gestellt. Mit den geplanten Mittelkürzungen wird 2024 jeder vierte Platz in den Freiwilligendiensten wegfallen – 2025 sogar jeder dritte!

Damit ist die Durchführung der Freiwilligendienste, wie wir sie bisher kannten, nicht mehr möglich! Die Kürzungen sind vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen zudem völlig unverständlich:
Freiwillige bringen sich durch ihr Engagement in die Gesellschaft ein und gestalten aktiv das politische und kulturelle Leben. Freiwilligendienste leisten durch Demokratiebildung und gelebte Inklusion einen unschätzbaren Beitrag gegen extremistische Einstellungen und Ausgrenzung!

Zudem verweist die aktuelle Studie der Hertie Stiftung (2023) auf notwendige Veränderungen in Bezug auf die Attraktivität und Rahmenbedingungen von Freiwilligendiensten. Sie zeigt konkrete Handlungsempfehlungen auf, wie ein Gesellschaftsdienst für Jugendliche unterschiedlicher Zielgruppen attraktiv(er) werden kann und sich gleichzeitig sinnstiftend auf das gesellschaftliche Miteinander auswirkt. (Quelle: https://www.ghst.de/gesellschaftsdienst)

Werden die Kürzungen so umgesetzt, fallen thüringenweit schon 2024 bis zu 570 Plätze weg. Für die Trägerschaft der LKJ Thüringen bedeutet das:

  • Jährlich wird 40 jungen Menschen die Möglichkeit auf ein wichtiges Orientierungs- und Bildungsjahr verwehrt. Sie verlieren die Chance auf Kompetenzerwerb, Persönlichkeitsentwicklung und berufliche Orientierung.
  • 40 Menschen weniger erwerben jährlich durch einen Freiwilligendienst Verständnis und Wertschätzung für die gesellschaftliche Bedeutung sozialer, kultureller und politischer Arbeit sowie für die Bedeutung von Gemeinsinn und Engagement!
  • 40 etablierte Einsatzstellen in Trägerschaft der LKJ Thüringen fallen als Orte des Engagements weg. Angebote der Einrichtungen, viele davon für eine junge Zielgruppe, werden stark reduziert oder werden fehlen.
  • Vor allem kleinere Einrichtungen sowie Einrichtungen im ländlichen Raum werden von den Kürzungen betroffen sein, da diese die geplanten Kürzungen finanziell oft nicht ausgleichen können.
  • Die gesellschaftlich gewollte Inklusion von Menschen mit Unterstützungsbedarfen, Beeinträchtigungen und jungen Menschen, die sich aufgrund ihrer sozialen Lage und ihrer familiären Situation keinen Freiwilligendienst leisten können, wird durch die Kürzungen fast unmöglich. Durch den Wegfall von pädagogischem Personal wird außerdem weniger individuelle Begleitung und Unterstützung möglich sein.

Die Mittelkürzung ist das absolut falsche Signal an eine gesellschaftliche Gruppe, die bereit ist, sich zu engagieren. Wie groß diese Gruppe ist, zeigt u.a. der Erfolg der Petition #freiwilligendienststärken. Über 100.000 Menschen haben sich hier für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in den Freiwilligendiensten ausgesprochen.

Die Mittelkürzungen bedrohen die Freiwilligendienste in ihrem Kern. Damit riskiert die Bundesregierung, ein erfolgreiches und jahrzehntelang bewährtes Format für Orientierung, Bildung und gesellschaftliches Engagement junger Menschen kaputtzusparen!
Inflationsbedingt sind schon gleichbleibende Mittel eine immense Herausforderung, die bereits mit einer Mittelkürzung vergleichbar sind
(z.B. durch deutlich steigende Kosten für Personal und Seminarhäuser).

Wir werden uns dafür einsetzen, dass auch zukünftig engagierte junge Menschen einen Freiwilligendienst machen können und positionieren uns für bessere Bedingungen in diesem Bildungs- und Engagementprogramm.

Das Budget der Freiwilligendienste (FSJ, FÖJ, Internationale FWD und BFD) muss sowohl im Haushalt 2024 als auch in den Eckwerten für den Haushalt ab 2025 mindestens auf dem Stand der Vorjahre verankert werden!

 

 

Antje Lampe                                                                     Norman Hahn
Geschäftsführerin                                                             Projektleitung Freiwilligendienste Kultur und Bildung
LKJ Thüringen e. V.                                                           LKJ Thüringen e. V.